No better way to fly, 15.05.04



Das Beste an Transatlantik-Flügen ist das soganannte "Inflight-Entertainment". Acht Stunden lang in einen Sitz gepfercht zu sein, ist an sich kein Spaß, macht aber Laune, wenn der gezeigte Kinofilm Schrott ist und man sich statt dessen auf Audio-Experimente einlassen kann. 

Die Lufthansa stellt ihren Gästen 16 schicke Hör-Programme zur Auswahl, von denen die ersten drei oder vier für mich leider wegfallen, weil sie so anstrengendes Zeugs wie Mozarts "Krönungsmesse" und "Hoffmanns Erzählungen" spielen. Und angestrengt bin ich durch Einchecken, Pass vorzeigen und Bordkarte nicht verlieren schon genug. Ab Kanal 5 wird es dann aber langsam interessant. 

Kanal 5 ist nämlich der Pop Channel. Quasi SWR3-über-den- Wolken - nur ohne Staumeldungen. Okay, da findet man klassisches Boygroup-Geplärre und dieses unerträgliche Shania-Twain-Geleier, das hat mit Experimenten noch nicht so wirklich viel zu tun. Deshalb schleunigst auf Kanal 6 umswitchen, auf dem sich Piet Blank mit einem "Club Mix" austoben darf. Sehr zu empfehlen bei Adrenalinschüben während Start und Landung! 

Kanal 8 darf man getrost überspringen, denn da läuft Lounge-Musik und die hört man daheim auf den 38 Café-del-Mar- und Allegra-Compilations schon zu genüge. Kanal 9 ("Ballads") bietet die perfekte Schnarch- und Wegknack-Musik, mit einigen echten Highlights: Hélène Segara und Chimène Badi zum Beispiel. Schöööön! 

Der "Kids-Club" auf der 10 mit "Zeigt her eure Füßchen" und "Ritter Kunibert vom Blech" ist nur für Fluggäste mit Milchzähnen empfehlenswert. Doch schon direkt dahinter kommt der Knallersender: "Viaje Musical por América Latina" - einschalten, Augen schließen und an den Karibikstrand oder wahlweise in ein Café in Buenos Aires träumen.

Mein erster Gedanke: Zurück in Deutschland gleich die Lufthansa anrufen und diese sensationelle Latin-Music-CD bestellen! Doch im Programmheft im Vordersitz findet sich der Hinweis, dass keine Mitschnitte vertrieben werden. Sind die eigentlich blöd? Mit sowas könnten die doch viel mehr Kohle machen als mit ihren dämlichen Body Belts, Zahnputzbechern und aufblasbaren Schwimmtieren. Muss man nicht verstehen. Genauso wenig wie Programm 13: "Relaxation" mit Dr. Lutz Bergau. Er erteilt Unterricht in "Flyrobics". "Beine ausstrecken" und "rhythmisch atmen", schlägt er vor. Wohin denn bloß ausstrecken? Ich verklemme mir den Fuß unterm Vordersitz.   

Da schalte ich doch lieber zurück auf meinen Lieblingskanal und überlege mir, dass ich trotz fehlender Beinfreiheit eigentlich mal einen Flug nach Buenos Aires buchen könnte...


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